September 29, 2015

Kritnet solidarisiert sich mit den Protesten von Romano Jekipe Ano Hamburg im Michel

Das Netzwerk kritische Migrations- und Grenzregimeforschung (kritnet) hat vom 25.-27.9.2015 seine XII. Tagung in Hamburg durchgeführt. Diskutiert wurde auch mit Vertretern der Gruppe Romano Jekipe Ano Hamburg, die seit dem 17.9.2015 den Michel (Hauptkirche Sankt Michaelis) besetzt hält, um ihre Familien vor der drohenden Abschiebung zu schützen und für ein Bleiberecht zu kämpfen. kritnet solidarisiert sich mit diesen und anderen Protesten gegen Abschiebungen und unterstützt ihre Forderungen nach einem Bleiberecht.

„Es ist zynisch, sich als Weltmeister der Willkommenskultur international feiern zu lassen und gleichzeitig Roma-Flüchtlingen ihre Verfolgung abzusprechen und sie abzuschieben“, sagt Prof. Dr. Sabine Hess vom Netzwerk. Auf dessen Abendveranstaltung betonte ein Sprecher von Romano Jekipe Ano Hamburg, dass Roma auch in vermeintlich „sicheren Herkunftsländern“ auf dem Balkan diskriminiert und verfolgt werden: „Serbien, Kosovo, Mazedonien sind sichere Länder – aber nicht für Roma“.
Das wissenschaftliche Netzwerk kritisiert die von der Bundesregierung mit den Ländern abgestimmten Gesetzesverschärfungen des Asylrechts aufs schärfste. Die Ausweitung der sicheren Herkunftsländer-Regelung auf Albanien, Kosovo und Montenegro trifft vor allem die Gruppe der Roma. Solange deren Lebenssituation auf dem Balkan wie andernorts in Europa von Antiromaismus, Ausgrenzung, Verfolgung und Verelendung geprägt ist, solange werden Roma fliehen und um Teilhabe und Bleiberecht kämpfen.
Kritnet solidarisiert sich mit diesen Kämpfen und weist auf die lange Geschichte von Kirchenbesetzungen und anderen Aktionen von Roma-Flüchtlingen in Deutschland hin, die immer wieder an mangelnder Solidarität und Scheinlösungen gescheitert sind. Im langen Sommer der Migration und im Zeichen von „Refugees Welcome“ gehört auch dieser Flüchtlingsgruppe unsere Unterstützung. Als Netzwerk von Migrations- und Rassismusforschenden wendet sich kritnet hiermit gegen alle Versuche, Flüchtlinge weiter auseinanderzudividieren und in gute und schlechte Flüchtlinge einzuteilen. Kritnet steht ein für das Recht auf Flucht und Migration sowie die volle gesellschaftliche Teilhabe: never mind the papers!

Kritnet ist ein Netzwerk von über 300 Forscher_innen, Aktivist_innen und Künstler_innen im Feld von Rassismus, Flucht und Migration, meist aus dem deutschsprachigen Raum. Seit 2008 widmet sich kritnet in Workshops, Protestaktionen und Publikationen der Analyse, Kritik und Veränderung des tödlichen Grenzregimes und des allgegenwärtigen Rassismus in Deutschland und der EU.

Kontakt: Romano Jekipe Ano Hamburg: 015215424831, http://romas-in-hamburg.blogspot.de; kritnet: bleiberecht@kritnet.org, http://kritnet.org