Das »Netzwerk Kritische Migrations- und Grenzregimeforschung« ist der Versuch einer interdisziplinären europäischen Vernetzung kritischer Migrations- und GrenzregimeforscherInnen und politischer AktivistInnen, die nicht selten beides zugleich sind. Es zählt mittlerweile über 150 WissenschaftlerInnen, AktivistInnen, KünstlerInnen und NGO-VertreterInnen.
Das Netzwerk »Netzwerk Kritische Migrations- und Grenzregimeforschung« sieht sich daher in guter Tradition. Seine Mitglieder bauen auf unterschiedliche kleinere und größere, lokale, nationale und europäische politische, wissenschaftliche und aktivistische Initiativen der letzten 20 Jahre auf: etwa auf dem forscherisch-aktivistischen Ansatz und die Studien der Forschungsgesellschaft Flucht und Migration (FFM) in Berlin zum Ausbau des Grenzregimes Richtung Ost- und Südosteuropa in den 1990er Jahren; auf den theoriepolitischen Interventionen des europäischen Frassanito-Netzwerks, das sowohl in die Migrationsforschung als auch in den europäischen antirassistischen Aktivismus mit der These von der Autonomie der Migration hineinwirkte oder auf die künstlerisch-wissenschaftlich-aktivistischen Ansätzen des Forschungs- und Kunstprojekts TRANSIT MIGRATION (2001 bis 2004), das die »ethnographische Grenzregimeanalyse« als eine forscherische Umsetzung der These von der Autonomie der Migration entwickelte. Es setzte dabei von Anfang an auf die Überschreitung disziplinärer Grenzen zwischen Wissenschaft, Kulturproduktion und Politik/Aktivismus als auch zwischen den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen. Dabei geht es darum, einen alternativen, dialogisch-solidarischen, reflexiven Wissens-Raum zu eröffnen, in dem Forschungen und aktivistische Wissensproduktionen sich gegenseitig unterstützen, um jene Methodiken und theoretischen Ansätze weiter zu entwickeln, die die Genese, die Praktiken, Diskurse, Institutionalisierungen, Effekte und direkte Auswirkungen des europäischen Grenzregimes in einer kritischen und zur Kritik befähigenden Art und Weise reflektieren helfen.